Euer Mauszeiger bewegt sich quasi von alleine, wenn gelbe Ausrufe- und Fragezeichen über den Köpfen von mittelalterlichen Figuren auftauchen? Ihr sehnt euch nach einem schwer bewaffneten Krieger, der durch Wälder und Felder streift und auf seinem Weg zahllose Gegner besiegt? Liebt Drachen? Dann könnte Dragon’s Prophet genau das Richtige für euch sein! Wie schlägt sich der Titel von Runewaker Entertainment im Test und bietet das Spiel auch genug Alleinstellungsmerkmale? Erfahrt es in den nachfolgenden Zeilen!
Der eigene Charakter stürzt zu Beginn des Spiels vom Himmel und wird direkt nach seinem Erwachen für eine Verteidigungsschlacht rekrutiert, denn Zombies greifen die Stadt an. Sind die Untoten endgültig tot, greifen auch noch drei Drachen die Siedlung an! Kein guter Tag für die Bewohner, doch schon nach wenigen Minuten zeigt Runewaker eine Stärke des spiels: Drachen sind keine Bosse oder gar ein Erzählelement, sondern ein integraler Bestandteil der Fantasywelt. Die besagten Monster sind dabei trotz ihrer beachtlichen Größe schnell besiegt und die ersten Level bereits gemeistert – zu diesem Zeitpunkt sind nicht einmal zehn Minuten vergangen.
Dragon’s Prophet – Von Drachen und Abenteuern
Wenig später sitzt ihr auch schon auf einem ganz eigenen Drachen und die Entwickler lassen euch dabei zu keinem Zeitpunkt vergessen, dass Dragon’s Prophet einen klaren Fokus auf die Ungeheuer legt. Das ist natürlich insbesondere deswegen schade, weil das Spiel im Grunde genommen so viel mehr auf dem Kasten hat. Das Kampfsystem bietet so viel Potenzial für Action, doch die Vorteile drängen sich nicht auf. Vielmehr weichen clevere Komboattacken und Manöver den üblichen Rotationen, weil sich die Feine nur allzu schnell besiegen lassen.
Doch wie kommt ihr an so einen eigenen Drachen? Indem ihr sie natürlich zähmt! Die Steuerung dahinter ist auch mehrere Jahre nach Veröffentlichung des Spiels fragwürdig. Die Grundidee ist aber gut: Der Charakter aktiviert die entsprechende Fertigkeit zum Zähmen und wirft sich auf den Rücken des Drachen, der wie ein wilder Stier beim Rodeo versucht, euch abzuschütteln. Bleibt ihr auf dem „Sattel“, bekommt ihr ein neues Reittier. Fallt ihr jedoch herunter, gilt es den Kampf mit Waffen auszutragen – und zwar auf Leben und Tod. Die Steuerung beim Zähmen ist leider zu ungenau, wodurch so ein Trip oftmals zur Glückssache wird.
Die zahlreichen Drachen (inzwischen gibt es mehrere Hundert) verfügen über sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Eigenschaften, die sich im Drachennest trainieren lassen. Dadurch dienen sie nicht nur als praktisches Reittier, sondern auch als Begleiter und Helfer in Not. Die Fertigkeiten ergänzen dabei die des eigenen Charakters, die bekanntlich in verschiedene Klassen wie Orakel, Zauberer, Windläufer und mehr unterteilt werden. Drachen übernehmen dabei Rollen wie Tank, Heiler oder Damage-Dealer.
Meine vier Wände
Zu einem späteren Zeitpunkt im Spiel dürft ihr auch eine eigene Wohnung besitzen, Steuern in speziellen Gebieten erheben und zwischen Gilden Territorialgefechte ausfechten. Letztere sind durchaus nett gemacht, gewinnen aber heutzutage auch keinen Blumentopf mehr. Was Dragon’s Prophet auch mehrere Jahre nach Launch vermissen lässt: Eine klare Linie. Selbst die neuesten Quests der letzten Content-Updates wirken einfach nur dahingeklatscht und wenig kreativ. Oftmals gilt es nur irgendwelche Gegner abzuschlachten oder Nachrichten zu überbringen. Das Zielerfassungssystem wurde zudem nicht überarbeitet und gibt sich weiterhin unpräzise.
Optisch ist Dragon’s Prophet sehr schlecht gealtert und wird niemanden mehr vor den Ofen locken. Die Charaktermodelle, Drachen, Landschaften und alles wirkt einfach alt. Die Texturen sind verwaschen und machen selbst auf der höchsten Detailstufe keinen guten Eindruck – da wirkt auch ein World of Warcraft plötzlich richtig modern. Bei der Akustik bekleckern sich die Entwickler ebenfalls nicht sonderlich mit Ruhm und lassen lediglich generisch wirkende Tracks aus den Boxen erklingen.