Was fördern Videospiele bei Kindern & Jugendlichen?

Videospiele stehen immer mal wieder in der Kritik. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sollen sie sich als reine Zeitverschwendung entpuppen. Derartige Berichte beleuchten das Thema oft sehr einseitig und heben nur die negativen Aspekte hervor. Diese sind nicht von der Hand zu weisen. Allerdings können Eltern bei vielem gegensteuern und es gibt durchaus positive Auswirkungen auf den Nachwuchs.

Genau um die geht es uns heute. Der nachfolgende Artikel ist bewusst sehr umfangreich, weil er zu diesem Thema möglichst alle Blickwinkel abdecken soll. Bitte nehmt euch deshalb ein paar Minuten Zeit.

Was fördern Videospiele bei Kindern & Jugendlichen?

Die Vorteile von Videospielen für die kognitive Entwicklung

Kinder erleben mit dem richtigen Videospiel eine völlig neue und aufregende Welt. Die durchaus lehrreich sein kann. Kritiker dieser Unterhaltungsform dürfen nicht vergessen, dass sie die kognitive Entwicklung des Kindes fördern können. Dazu ein paar Beispiele:

  • Förderung von Problemlösungsfähigkeiten: Videospiele erfordern häufig das Lösen von komplexen Herausforderungen. Sei es das Knacken eines Rätsels, das Finden eines Auswegs aus einem Labyrinth oder das Entwickeln einer effektiven Strategie, um einen Gegner zu besiegen. Diese Fähigkeiten ermutigen Kinder und Jugendliche dazu, ihre Lösungen zu entwickeln und zu verfeinern. Eine Studie, welche in der Zeitschrift „Psychology of Popular Media Culture“ veröffentlicht wurde, ist dazu sehr lesenswert. Sie fand heraus, dass Jugendliche, die regelmäßig Videospiele spielen, in standardisierten Tests zur Problemlösungsfähigkeit besser abschnitten als Nicht-Spieler. Dies deutet darauf hin, dass Videospiele die Fähigkeit fördern können, komplexe Aufgaben zu analysieren und kreative Lösungen zu finden.
  • Steigerung des räumlichen Denkens: Jedes Videospiel läuft in irgendeiner Form von digitaler Umgebung ab. Das räumliche Denken ist die Fähigkeit, sich in einem Raum zu orientieren, Objekte zu manipulieren und komplexe räumliche Zusammenhänge zu verstehen. Videospiele, insbesondere solche mit 3D-Umgebungen, ermutigen Spieler dazu, eben diese Herausforderungen zu bewältigen. Eine Studie von Green und Bavelier (2012), veröffentlicht in der Zeitschrift „Nature Reviews Neuroscience“, ergab, dass Action-Videospiele, die schnelle Entscheidungen in digitalen Umgebungen erfordern, die räumliche Wahrnehmung bei Kindern und Jugendlichen verbessern können.
  • Mehr Kreativität: Videospiele bieten meistens offene Welten und erlauben den Nutzern, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen sowie kreative Ideen umzusetzen. Dies fördert den Einfallsreichtum von Kindern und Jugendlichen, da sie ihre Vorstellungskraft nutzen, um in der Spielwelt zu interagieren.
  • Verbesserung des strategischen Denkens: Viele Videospiele erfordern ein taktisches Vorgehen. Das Festlegen langfristiger Ziele setzen und der effiziente Umgang mit Ressourcen sind nur zwei Beispiele. Regelmäßiges Spielen trägt zur Entwicklung des strategischen Denkens bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Videospiele eine Reihe von kognitiven Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen fördern können. Hierbei kommt es natürlich auf die Wahl der Titel bzw. des Genres an. Während manche Video Games wirklich nur ein „Hau auf alles drauf was sich bewegt“ simulieren, steckt in anderen sehr viel Potential zur persönlichen Weiterentwicklung.

Soziale Interaktion und Teamarbeit:

Viele Videospiele von heute legen Wert auf eine Multiplayer-Umgebung. Plötzlich sind da noch Dutzende von anderen Spielern, welche dasselbe Ziel verfolgen. Die sozialen Aspekte von Video Games sind in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Forschungsfeld geworden. In diesem Abschnitt werden wir die sozialen Vorteile beleuchten und erklären, wie Multiplayer-Spiele die sogenannten „Social Skills“ bei Kindern und Jugendlichen fördern können.

Das virtuelle Miteinander: Videospiele sind nicht mehr nur eine einsame Freizeitbeschäftigung. Durch die Möglichkeit, online mit Freunden oder anderen Spielern auf der ganzen Welt zu interagieren, sind sie zu einer sozialen Aktivität geworden. Der Nachwuchs kann in Online Communitys eintauchen, neue Freundschaften schließen und gemeinsam Abenteuer erleben. Dies fördert die soziale Entwicklung, da sie lernen, in einer digitalen Umgebung zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen.

Kommunikationsfähigkeiten: Multiplayer-Spiele erfordern eine effektive Kommunikation zwischen den Spielern. Ein Text- oder Sprachchat hilft dabei, das gemeinsame Vorgehen abzustimmen. Dies ist entscheidend für den Erfolg im Spiel. Kinder und Jugendliche müssen lernen, präzise Informationen auszutauschen und Entscheidungen gemeinsam zu treffen.

Teamarbeit: Multiplayer Games ermutigen Spieler dazu, in Gruppen zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies erfordert nicht nur individuelle Talente, sondern auch die Fähigkeit, sich in ein Team einzufügen und effektiv zusammenzuarbeiten. Häufig übernehmen die verschiedenen Spieler einzigartige Rollen, die sich möglichst sinnvoll ergänzen. Ein Spieler kann zum Beispiel ein Heiler sein, während ein anderer den Part des Verteidigers übernimmt. Diese Teamdynamik hebt die Bedeutung der cleveren Zusammenarbeit hervor.

Wenn Kinder und Jugendliche Videospiele spielen

Förderung der motorischen Fähigkeiten:

Wenn Kinder vor dem PC oder der Konsole sitzen, scheinen sich ihre Körper nicht viel zu bewegen. Natürlich würden sie bei irgendeiner Sportart physisch aktiver sein. Ein genauer Blick zeigt allerdings, dass sie ihre motorischen Fertigkeiten durch das Spielen schrittweise schulen.

  • Hand-Auge-Koordination: Sie bezieht sich auf die Fähigkeit des Körpers, die Bewegungen der Hände und die visuelle Wahrnehmung in Einklang zu bringen. Videospiele erfordern oft eine hohe Hand-Auge-Koordination, da die Spieler auf optische Reize reagieren müssen, indem sie schnell auf Tasten oder Controller reagieren. Beim Spielen von actionreichen Videospielen werden diese Fähigkeiten ständig gefordert und geschärft.
  • Steigerung der Reaktionsfähigkeit: Videospiele stellen die Spieler vor ständig wechselnde Szenarien, in denen schnelle Entscheidungen und Reaktionen gefragt sind. Es ist also wichtig, schnell auf neue Informationen zu reagieren und präzise Bewegungen auszuführen. Eine Studie von Dye et al. (2009) in der Zeitschrift „Psychological Science“ ergab, dass actionreiche Videospiele die visuelle Wahrnehmung und die Reaktionszeit verbessern können.
  • Peripheres Sehen: Videospiele sind oft visuell anspruchsvoll und erfordern, dass Spieler auf viele Informationen gleichzeitig in ihrem peripheren Sichtfeld achten. Beispielsweise müssen sie in Ego-Shootern ihre Gegner erspähen, die sich seitlich nähern. Dies hilft den Spielern, ihre Aufmerksamkeit auf visuelle Reize in ihrem gesamten Sichtfeld zu lenken und schneller auf Bewegungen oder Veränderungen zu reagieren.

Stressabbau und Entspannung

Psychologisch betrachtet, leisten Videospiele ebenso gute Dienste für die geistige Verfassung. Sie können als effektive Form der Entspannung und des Stressabbaus dienen. In unserer schnelllebigen Welt suchen Menschen nach Möglichkeiten, Stress abzubauen und sich zu entspannen. Video Games bieten eine einzigartige Flucht aus dem Alltag, da sie uns in faszinierende virtuelle Welten entführen. Während des Spielens lassen sich Stressfaktoren aus dem echten Leben vorübergehend ausblenden. Dies führt bestenfalls zu einer emotionalen Entlastung und ermöglicht es den Spielern, sich zu entspannen.

Manche Nutzer verstehen Videospiele als Ventil für die täglichen Belastungen, die sich trotz aller Bemühungen nicht vermeiden lassen. Für Kinder und Jugendliche sind es vor allem die schulischen Verpflichtungen sowie persönliche Herausforderungen. Richtig angewandt, bieten Videospiele bieten einen gesunde und konstruktiven Ausgleich dazu. Ob zum Dampf ablassen oder um angestauten Frust abzubauen. Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass Videospiele zur Stressbewältigung nicht für jeden geeignet sind und die individuellen Präferenzen variieren.

Bildung durch Spiele

Es müssen nicht zwingend sogenannte „Edutainment-Spiele“ sein. Zahlreiche Videospiele vermitteln Wissen oftmals unbewusst. Die erkennbaren Ansätze sind hierbei sehr unterschiedlich:

  • Ein Game kann geschichtliches Know How vermitteln. Bspw. aus unterschiedlichen Epochen der menschlichen Evolution.
  • Analysen und logisches Denken sind oftmals für den Fortschritt im Spiel notwendig. Ebenso das Aufstellen von Hypothesen und das Finden von Lösungen. Manche Videospiele bieten dabei mehr als einen Weg, um ans Ziel zu kommen. Dabei lässt sich viel für das echte Leben lernen.
  • Die oftmals interaktive Natur von Videospielen kann das Engagement der Nutzer erhöhen. Erfahrene Spieler sind oft motivierter, sich mit einem komplexen Thema auseinanderzusetzen. Ihre hohe Lernbereitschaft überträgt sich nicht selten auf andere Lebensbereiche.
Videospiele auf dem Smartphone

Was Eltern über Videospiele wissen sollten

Genug der lobenden Worte, denn die Schattenseiten von Videospielen sollten Mama und Papa ebenso bekannt sein. Der regelmäßige Konsum kann sich negativ auswirken und ein möglicher Kontrollverlust darf nicht außer Acht gelassen werden.

Die Altersfreigabe beachten

Ein Satz wie: „Das spielen doch jetzt alle Kinder in dem Alter“ sollte Eltern niemals über die Lippen gehen, wenn der entsprechende Titel etwas anderes empfiehlt. In nahezu jedem Land gibt es entsprechende Gremien zur inhaltlichen Bewertung von Videospielen. Auf die Analyse folgt eine Alterseinstufung. Sie bezieht sich sowohl auf das visuell gezeigte als auch die akustisch vermittelten Informationen.

In Deutschland bspw. ist die Altersfreigabe über die sogenannte USK-Kennzeichnung geregelt. Die USK stellt hier die zentrale Institution bei Alterseinstufungen von Computer- und Videospielen in dar. Sie ist eine unabhängige Einrichtung, die unter anderem von der Gaming-Industrie finanziert wird. Die USK prüft und bewertet Videospiele hinsichtlich ihrer Eignung für bestimmte Altersgruppen und vergibt entsprechende Empfehlungen.

Die angedachte Freigabe gibt es für Titel ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren. Spiele, die ausdrücklich nur von älteren Jugendlichen oder Volljährigen verwendet werden sollten, werden ebenso farblich hervorgehoben (bspw. ab 18 Jahren in Signal-Rot). Dank der USK-Einstufung können Eltern auf den ersten Blick erkennen, ob das vorliegende Videospiel auch tatsächlich für den Nachwuchs geeignet ist oder nicht.

Tipps zur sinnvollen Begleitung der Videospiele eurer Kinder

Eltern sollten bei ihren Kindern und Jugendlichen stets ein wachsames Auge haben. Dies gilt natürlich auch bei der Wahl der Videospiele. Während sich manche Kids gar nicht dafür interessieren, verlieren sich andere regelrecht darin. Bevor sich eine problematische Abhängigkeit entwickelt, sind Mama und Papa gefragt.

  • Informiert euch darüber, was die Kinder gerade spielen und für welche noch unbekannten Titel sie sich interessieren. Neben der Alterseinstufung ist ebenso der Inhalt bzw. die Handlung relevant. Hier gilt es abzuschätzen, ob das Spiel tatsächlich harmlos, unterhaltsam, lehrreich oder bedenklich ist.
  • Das Setzen von klaren Regeln und Grenzen mag für manche Eltern unangenehm sein. Kommuniziert offen über den Nutzen von Pausen und festen Intervallen. So könnte auf eine 30-minütige Spielzeit eine kurze Bewegungsphase von 5 Minuten folgen.
  • Dem Kind sollte bewusst sein, dass schulische Verpflichtungen an erster Stelle stehen. Wenn diese erledigt sind, bleibt noch genügen Zeit für Videospiele.
  • Wobei die Freizeit nicht nur aus leuchtenden Bildschirmen bestehen sollte. Das Finden einer guten Balance ist wichtig. Sport, Spiel & Co sollten parallel dazu in ausreichender Menge stattfinden. Auch wegen sozialen Interaktionen im realen Leben.
  • Im Idealfall zeigen Eltern ein wenig Interesse für das Gaming ihrer Kids. Gemeinsames Spielen stärkt die Bindung innerhalb der Familie und schafft schöne Erinnerungen.

Potenzielle Risiken von übermäßigem Videospielkonsum:

Wir haben ausführlich den Nutzen von Videospielen erklärt. Sofern der Konsum in geordneten Bahnen verläuft und nicht überstrapaziert wird, besteht kein Risiko. Eltern sollten sich jederzeit der Suchtgefahr bewusst sein, welche von dieser Unterhaltungsform ausgeht. Alarmsignalen ist frühzeitig zu begegnen, um eine gesunde Entwicklung des Nachwuchses zu fördern.

Hier sind ein paar Denkanstöße dazu, weil betroffenen Eltern das Problem nicht immer sofort bewusst ist:

  • Wenn die schulischen Leistungen nachlassen, sollten die Ursachen dafür ausfindig gemacht werden. Exzessives Spielen am PC, der Konsole oder dem Smartphone können ein Grund dafür sein.
  • Übermäßiges Zocken führt bei vielen Kindern zu einer erhöhten Reizbarkeit.
  • Ab einem gewissen Punkt kommt es zu einer starken sozialen Isolation. Die eigenen vier Wände werden kaum noch verlassen. Die Freunde des Kindes gibt es nur noch online.
  • Schlafmangel und Schlafstörungen sind weitere Indizien. Dasselbe gilt für spürbare Konzentrationsprobleme bei einfachsten Aufgaben.
  • Kinder vernachlässigen zunehmend ihre körperliche Hygiene. Ihnen ist plötzlich alles egal und sie lassen sich gehen. Der akute Bewegungsmangel führt zeitgleich zu einer ungewohnten Gewichtszunahme.

Kommunikation zwischen Eltern und Kind ist alles

Der beste Ausweg aus einer dieser schwierigen Situation ist das offene Gespräch. Kinder und Jugendliche müssen wissen, dass sie mit ihren Problemen jederzeit zu Mama und Papa kommen können. Eine ehrliche und vertrauensvolle Kommunikation, aber auch ermutigende Worte, sind der Schlüssel zum Erfolg. Der Austausch von Erfahrungen und Gefühle ist dabei durch nichts zu ersetzen. Dem Nachwuchs muss bewusst sein, dass seine Eltern sich sorgen und stets zum Helfen bereit sind.

Falls dieser Ansatz nach einer gewissen Zeit nicht zielführend ist, braucht es ggf. professionelle Hilfe. Suchtberatungen gibt es in jeder größeren Stadt vor Ort und ebenso online.

Fazit: Videospiele können für Kinder & Jugendliche nützlich sein

Die Debatte über den Einfluss von Videospielen auf Kinder und Jugendliche ist vielschichtig wie kontrovers. Es ist wichtig, sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte zu betrachten, um eine ausgewogene Perspektive zu erhalten.

Wenn sie in Maßen und unter angemessener elterlicher Aufsicht gespielt werden, können sie die kognitive Entwicklung, soziale Fähigkeiten und sogar das Lernen fördern. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, die Zeit und den Inhalt des Videospielkonsums zu überwachen. Um sicherzustellen, dass er in ein ausgewogenes Leben integriert ist.

Wir als Eltern spielen hierbei die zentrale Rolle dabei, die positiven Aspekte von Videospielen zu fördern und gleichzeitig die potenziellen Gefahren zu minimieren. Die Kommunikation, das Festlegen von klaren Regeln sowie das Ermutigen zu einer ausbalancierten Lebensweise sind dafür absolute Schlüsselkomponenten.

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